ESG-Standards & Berichterstattung

27. November 2020
Schaut man sich einige Unternehmenswebseiten an und liest die aktuellen Q3-Berichte, so gewinnt man sehr schnell den Eindruck, dass die Verwendung von Ausdrücken wie "Nachhaltigkeit" und "ESG" inflationär benutzt werden. Nahezu jedes Unternehmen hat einen Nachhaltigkeitsbereich auf seiner Website. Dies sollte uns zu denken geben, wenn fast alle Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit spielen. Für einen verantwortungsbewussten Investor bedeutet dies vor allem eins – caveat emptor („möge der Käufer sich in Acht nehmen“). 
Die Web-Artikel nehmen zu und scheinen immer häufiger zu erscheinen, seit "Corona" die ESG-Themen beschleunigt hat. Aber diese erhöhte Aufmerksamkeit und Sichtbarkeit im Web bedeutet nicht, dass die Qualität die von den Unternehmen ergriffenen Maßnahmen steigen. Genau wie beim Einkaufen; nur weil "Bio" auf der Verpackung steht, heißt das noch lange nicht, dass es Bio ist. Eine ganze Branche scheint in den letzten Jahren bei SRI-Investitionen aufgetaucht zu sein, und jetzt übertreffen sie sich gegenseitig mit Schlagzeilen darüber, warum ihr Berichtssystem das Beste ist. 

Einige Kommentare / Empfehlungen aus Pressemitteilungen:

"Der CDSB bittet um Kommentare von Multi-Stakeholdern zum CDSB-Anwendungsleitfaden für Offenlegungen von wasserbezogenen Verschmutzungen" 25.11.2020 Carbon Disclosure Standards Board

"Die Investor Advisory Group (IAG) des Sustainability Accounting Standards Board (SASB) hat heute eine aktualisierte Erklärung veröffentlicht, in der Unternehmen aufgefordert werden, die SASB-Standards bei der Offenlegung gegenüber Investoren zu verwenden.“ 18.11. 2020 Sustainability Accounting Standards Board

"Ein neues Forum wird die Macht der Unternehmensberichterstattung nutzen, um Maßnahmen zur Erreichung der Ziele der nachhaltigen Entwicklung voranzutreiben.“ 09.11.2020 Globale Berichterstattungsinitiative

Das Viriato Family Office ist mehr als glücklich darüber, dass Unternehmen große Veränderungen vornehmen den Kohlendioxidausstoß und die Abfallmenge zu senken, sich um die Umwelt und ihre Mitarbeiter kümmern. Wir haben sehr gute Vermögensverwalter gefunden, die einige sehr wichtige „Kästchen“ angekreuzt haben – und es hat nichts damit zu tun mit welchem ESG-Research-Anbieter sie zusammenarbeiten. Wichtig ist, dass die Vermögensverwalter ihre eigene Arbeit machen und mit den Unternehmen sprechen. Sie haben hausinterne Prozesse, die von der Primärforschung und nicht von dem Research Dritter abhängig sind.

Der Wettlauf von Research-Unternehmen, um auch von den beschleunigten Investitionen im ESG-Bereich zu profitieren, nimmt enorm zu. Daher befürchten wir, dass dies wohl zu einer geringeren Qualität der bereitgestellten Daten führen wird.

caveat emptor

18. November 2020
Kürzlich während eines Gesprächs über die aktuellen Herausforderungen des Investierens (Nullzinsen, weniger Dividenden, volatile Aktienmärkte, unattraktive Anleiherenditen usw.) schüttelte ein Anlaeger seinen Kopf und sagte: "Es muss sich etwas ändern". Ein anderer sagte: "Denken Sie einfach an TINA!" Das Akronym der Finanzmärkte für "There Is No Alternative!", was bedeutet, dass Sie einfach Aktien kaufen müssen. Ihr Autor erinnert sich, dass er in den 90er Jahren Devisen in USD/JPY mit einer japanischen Bank mit Sitz in Europa gehandelt hat und damals ähnliche Gespräche mit Händlern über Japan führte. Wenn man auf Japan Mitte der 1990er Jahre zurückblickt, ist es leicht, die Ähnlichkeiten auf den heutigen Zinsmärkten zu erkennen. Die Aktienblase platzte in den frühen 90er Jahren, und die erste große Senkung in Richtung Nullzinsen erfolgte um 1995. Der Nikkei225 lag damals bei etwa 19.200 Punkten und hat seither die meisten der letzten 25 Jahre unter diesem Niveau verbracht. Das japanische Bankensystem blieb (trotz der Bemühungen der BOJ) im Großen und Ganzen ein Zombie-Bankensystem. Japanische Aktienanleger haben trotzdem lernen müssen, dass die Unternehmensgewinne trotz aller quantitativen Lockerung der BOJ von Bedeutung sind. Der Nikke225 lag im Januar 2008 (vor der Finanzkrise) bei 14.700, etwa 23% unter dem Niveau der großen Zinssenkung von 1995. Aktien allein waren also kein sicherer Hafen in der Niedrigzinswelt Japans. Im Jahr 2010 schrieb die Financial Times damals über Japans "zwei verlorene Jahrzehnte". Der Artikel wies auf länderspezifische Probleme hin (Preisdeflation, alternde Bevölkerung, unflexible Arbeitsmärkte und steigende Staatsverschuldung). Japanische Investoren litten, wie die meisten Anlager, auch unter einer starken Heimvorliebe bei Investitionen. Doch 2010 wehte ein frischer Wind durch den Finanzdistrikt von Tokio, Marunouchi, und es kam zu drei großen Veränderungen - die Anleger wechselten von festverzinslichen Anlagen zu Aktien, von passiven zu aktiven Strategien und von inländischen zu globalen Anlagen. Es war ein großer Schritt, und es dauerte lange, bis sich dieser Wandel in der japanischen Denkweise vollzog. Es war aber die richtige Entscheidung. Wir glauben, dass dies der "Wandel" ist, den die Anleger vollziehen müssen. Wie bereits in einem anderen Blog erwähnt, verstecken sich hinter der „gefühlten Sicherheit“ der defensiven Strategie „30% Aktien / 70% Anleihen“ Risiken. Eine höhere Exponierung von Aktien bedeutet, nach einer von uns durchgeführten Analyse, nicht zwingend höheres Risiko - und gute aktiv verwaltete Aktienportfolien sind besser als passive Index-Tracker. Da Regierungen weltweit investieren, um Wachstum zu schaffen, werden viele öffentlich-private Partnerschaften mit guten Renditen offen sein für Investitionen. Dank einer stärkeren Konzentration auf nachhaltige Investitionen werden die meisten dieser Projekte mit den ESG-Erwartungen der Investoren und der EU-Taxonomie in Einklang stehen, was eine höhere Akzeptanz für Investitionsausschüsse bedeutet. Lernen wir aus der japanische Vergangenheit und überdenken wir unsere bisherige Anlagestrategie!
5. November 2020
In einem Artikel mit der Überschrift "Investors pile pressure on companies over ESG at annual meetings" berichtet die Financial Times, dass die Zahl der Aktionärsanträge, die sich auf soziale oder ökologische Fragen konzentrieren, zunimmt. Die meisten HV’s für das Jahr 2020 wurden in Europa bereits abgehalten. ESG-Watchdogs beobachten genau, wie viele Unternehmen Umweltvorschläge auf die Tagesordnung der Jahreshauptversammlungen gesetzt haben und welche Investoren die Vorschläge unterstützen. Wir haben hier bereits schon früher darübergeschrieben, wie wichtig es ist, das Stimmrecht und die Stimme der eigenen Aktien auszuüben. Passive ETF-Produkte geben einem Investor diese Macht nicht. In der Tat wurden viele Artikel darübergeschrieben, dass Anbieter von ETF-Produkten nicht an den HV teilnehmen oder diese nicht beachten und in der Regel blind für die Vorschläge der Geschäftsführung zustimmen. Obwohl viele Hauptversammlungen in diesem Jahr in virtueller Form stattfanden, sorgten einige Highlights für Schlagzeilen. Zum Beispiel zwang der Gründer der Childrens Investment Fund, Chris Hohn, den spanischen Flughafenbetreiber Aena dazu, nicht nur einen Klimaplan zu erstellen, sondern auch die weltweit erste jährliche Aktionärsabstimmung zur Genehmigung seiner Klimastrategie durchzuführen. Das Management von Crown Resorts sah sich mit erheblichen Revolten gegen mehrere Direktoren sowie gegen seine Vergütungsvorschläge konfrontiert. Das Unternehmen musste sich einigen behördlichen Untersuchungen stellen und hat sich dabei eher auf Unfähigkeit als auf Böswilligkeit berufen. Das sind ein paar gute Beispiele, aber es muss noch viel mehr getan werden. Die Menschen, die Unternehmen leiten, sind nicht die einzigen, die für Veränderungen verantwortlich sind, sondern auch die Investoren. Es ist wichtig, den richtigen Investmentmanager zu wählen, der Ihre Stimme Gehör verschafft. Laut Daten von Proxy Insight (sehe Tabelle) sind europäische Investmenthäuser ihren US-Kollegen derzeit weit voraus, wenn es darum geht, dies ernst zu nehmen.
von MartinaAdmin Domain Factory 15. September 2020
Große renommierte Family Offices stellen für ihre sehr wohlhaben Familien die Portfolien mit ruhiger Hand um. Dabei werden immer mehr Immobilien, sei es real oder als Fondsbeteiligung, und Private Equity als Investmentmöglichkeit gewählt. Das Thema des nachhaltigen Ansatzes hält auch hier Einzug … Erkenntnisse, die auch in der Stiftungsberatung wichtig erscheinen.
14. September 2020
Vor fast genau 50 Jahren veröffentlichte Milton Friedman sein heute berühmtes Essay „Die Friedman Doktrin: Die soziale Verantwortung eines Unternehmens ist es, den Gewinn zu maximieren“. Dies wird derzeit von allen Seiten im Zusammenhang mit nachhaltigen Investments gerne zitiert. Was hat es damit auf sich?
8. September 2020
Als wäre es nicht schon schwer genug, in den letzten Jahren, in denen die Zinssätze gegen Null tendierten, eine anständige Rendite zu erwirtschaften, bekamen die Anleger eine weitere Herausforderung gestellt: eine Welle von Unternehmen, die ihre Dividenden streichen. Laut Janus Henderson Research fielen die weltweiten Dividenden im zweiten Quartal 2020 um über 20%. Das ist ein Rückgang um 108 Milliarden Dollar. Zwar haben sich die Aktienmärkte von der Schreckenswelle erholt, angetrieben von einer gewaltigen Rallye in den Technologiesektoren, doch nicht alle Unternehmen haben ihre Dividenden wieder eingeführt. Welche Wege kann eine Stiftung heute gehen um kontinuierliche Ausschüttungen und Erträge zu erzielen? Der erste Schritt besteht darin, die Anlagerichtlinien genau zu prüfen, ob sie noch mit der aktuellen finanziellen Situation vereinbar sind. Sehr oft ist die Strategie der "30% Aktien, 70% Anleihen"-Idee eine Art Standardeinstellung bei vielen Stiftungen. Dies wird als "defensiv" bezeichnet. Es stimmt, dass diese Art der Portfolioeinstellung zu einer geringeren Volatilität aber auch in der Regel zu niedrigeren Renditen führt. Außerdem zwingt sie den Blick des Anlegers nahezu komplett auf den Anleihenmarkt zu richten. Hier besteht die Herausforderung darin, Anleihen zu finden, die für das eingegangene Risiko eine akzeptable Rendite bringen. Die meisten Stiftungen sind nicht bereit oder in der Lage, tief in den Ratingkorb zu greifen um alles unterhalb von BBB zu berühren. Eine Lösung, die für alle akzeptabel sein sollte, ist ein flexiblerer Umgang mit der Anlagerichtlinie bzw. die Anlagerichtlinie zu überarbeiten. Das Gefühl der Sicherheit bei einer 30/70-Teilung ist nur ein Gefühl und keine wirkliche Sicherheit. Bei sorgfältiger Analyse und Auswahl der Portfoliomanager kann eine flexiblere 50/50-Aufteilung mit einem definierten Risikoakzeptanzniveau wesentlich bessere Renditen erzielen, ohne einem Portfolio eine höhere Volatilität hinzuzufügen. Diese wohl für die meisten erstaunliche Erkenntnis haben wir aus vielen Vergleiche und Berechnungen gewinnen können. Wir haben sogenannte Stiftungsfonds (30/70-Aufteilung) mit vermögensverwaltenden Fonds (50/50-Aufteilung) auf Rendite und Volatilität analysiert und verglichen. Hierbei konnten wir feststellen, dass die vermögensverwaltenden Fonds in Puncto Rendite und Volatilität die Stiftungsfonds hinter sich lassen konnten – teilweise mit erheblichen Abständen.
3. September 2020
Diese Frage haben wir relativ oft gehört. Es ist verständlich – ESG Investing ist sehr in Mode und es kommen immer wieder neue Elementen dazu. Wir wissen, dass unsere Mandanten im Regelfall mehr zu tun haben als sich nur Investmentprozesse und Entscheidung zu kümmern. Stiftungen verfolgen andere Ziele!
Ein Vereinhetlichung kommt, zum erleichterung alle beteiligten
von MartinaAdmin Domain Factory 1. September 2020
Ein Vereinhetlichung in ESG Ansätze und Ratungs kommt, zum erleichterung alle beteiligten. Es kann aber nich dauern, bis dahin heisst es dran beliben und eng mit Asset Managers zusammenarbeiten